Zwischen Kriegen
in Mittel- und Osteuropa 1918–1939
Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau 7
327 S.
ISBN 978-3-929759-48-8
R e s t e x e m p l a r
Die feministische Forschung hat deutlich gemacht, wie produktiv eine Auseinandersetzung mit den vielfachen Bezügen und Wechselwirkungen zwischen den Identitätskonzepten »Nation« und »Geschlecht« ist. Der Sammelband knüpft chronologisch wie thematisch an die Publikation »Geschlecht und Nationalismus in Mittel- und Osteuropa 1848-1918« an.
Im Mittelpunkt steht die Phase neuer (National-)Staatsgründungen nach dem Ersten Weltkrieg, die für viele der nationalen Bewegungen in Mittel- und Osteuropa die Erfüllung ihrer Ziele bedeutete und zugleich neue Nationalismen und neue Nationalitätenkonflikte hervorbrachte. Die Beiträge untersuchen zum einen, wie Geschlechterverhältnisse in den neuen, nationalstaatlich konstituierten politischen Einheiten ausgehandelt wurden. Zum anderen werden Geschlechterbilder und geschlechtsspezifische Erfahrungen in den Kontext von Nationalisierungsprozessen gestellt.
Die Autorinnen und Autoren machen anhand von Fallbeispielen nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch große Differenzen innerhalb Osteuropas (auf das sich die Mehrheit der Beiträge bezieht) sichtbar. Die internationale Debatte um Nation und Geschlecht erhält damit für die Zwischenkriegszeit vielfältige Vergleichsmöglichkeiten zu diesem Raum.
Aus dem Inhalt:
Johanna Gehmacher/Elizabeth Harvey/Sophia Kemlein: Einleitung
I.
Andrea Feldman: Yugoslavia Imagined. Women and the Ideology of Yugoslavism (1918–1939)
Dobrochna Kalwa: Politische Emanzipation durch nationale Mobilisierung? Bemerkungen zur Aktivität von Frauen im polnischen nationalen Lager der Zweiten Republik
Claudia Kraft: Das Eherecht in der Zweiten Polnischen Republik (1918–1939) und das gescheiterte Ideal gleichberechtigter Staatsbürger
Dietlind Hüchtker: Der Blick von der Peripherie. Erinnerungen an die polnische Frauenbewegung und die galizische Unabhängigkeitsbewegung im geteilten Polen
Elena Gapova, The Woman Question and National Projects in Soviet Byelorussia and Western Belarus, 1921–1939
Kerstin S. Jobst: Nationalitäten, Geschlecht und geographischer Raum.
Anmerkungen zu dem »Sonderfall« Osteuropa.
II.
Elzbieta Ostrowska/Joanna Szwajcowska: Repräsentationen der Mutter-Polin im polnischen Kino der Zwischenkriegszeit - der Film Huragan (Orkan) von Józef Lejtes
Alicja Kusiak, Polin, Patriotin, Frau. Über die Konstruktion von Weiblichkeit in Rekonstruktionen der Vergangenheit
Gertrud Pickhan: »Wo sind die Frauen?« Zur Diskussion um Weiblichkeit, Männlichkeit und Jüdischkeit im Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund (»Bund«) in Polen
Angela Koch: Von männlichen Tätern und weiblichen Räumen. Geschlechtercodes in antipolnischen Diskursen in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg
Marike Werner: Welches Geschlecht hat die Nation? Antifeminismus und Antipolonismus in deutschen Romanen nach 1918
Tatiana Osipovich: »The New Woman« in Early Soviet Fiction: Bolshevik Ideology and Popular Mythology
Margaret McFadden: In/Outsider: Hella Wuolijoki's Identities and Virginia Woolf's Three Guineas
Martin Schulze Wessel: »Der Priester soll Bürger werden« - Priesterzölibat und bürgerliche Geschlechterordnung in Böhmen bzw. der Tschechoslowakei
Ann-Catrin Östman: Finnish Citizens on Swedish Soil - Yeomanry, Masculinity and the Position of the Swedish Minority in Finland
Elizabeth Harvey: National icons and visions of modernity: asserting and debating gender identities in new national contexts.
Der Band enthält zusammenfassende Kommentare zu den Themenblöcken von Kerstin S. Jobst, Bozena Choluj und Elizabeth Harvey.
JOHANNA GEHMACHER, geb. 1962, ist a.o. Professorin für Geschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.
ELIZABETH HARVEY, geb. 1957, lehrt als Senior Lecturer in History an der School of History der University of Liverpool.
SOPHIA KEMLEIN, geb. 1960, Osteuropahistorikerin, war von 1996–2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin am DHI Warschau.