Klöster und Orden im mittelalterlichen Polen
Klio in Polen 15
541 S., Karten
ISBN 978-3-938400-86-9
Klöster und Ordensgemeinschaften waren ein zentrales Phänomen des europäischen Mittelalters. Auch für die polnische mittelalterliche Gesellschaft und Kultur haben sie, wie Jerzy Kłoczowskis Werk eindringlich vor Augen führt, eine kaum zu überschätzende Rolle gespielt. Das Buch schildert in vier Hauptteilen – stets eingebettet in die allgemeineuropäische Geschichte und immer auf die großen Linien bedacht – für die Zeit vom 10. bis zum beginnenden 16. Jahrhundert die Entwicklung der Ordensgemeinschaften in den polnisch-litauischen Ländern, in Pommern, Schlesien und im Ordensland.
Der erste Teil ist der langwierigen Ausbildung der Grundlagen eines polnischen Klosterlebens gewidmet. Diese zog sich von der offiziellen Annahme des Christentums in den 960er Jahren bis weit ins 12. Jahrhundert hin und führte dazu, dass um 1190 Benediktiner, Regularkanoniker, Zisterzienser und Johanniter zusammen nicht mehr als 37 fest etablierte Häuser besaßen. Erst das 13. Jahrhundert brachte im Kontext des allgemeinen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Modernisierungsprozesses, für den die Begriffe Kolonisation und Landesausbau stehen, in den piastischen Herzogtümern, im Ordensland und in Pommern den Durchbruch der westlichen Ordensbewegungen, der im zweiten Teil beschrieben wird und an dessen Ende über 100 Mönchs- und Regularkononiker-Konvente, rund 80 Häuser der (besonders erfolgreichen) Bettelorden, 43 Frauenklöster sowie über 100 Niederlassungen von Ritterorden bestanden.
Der dritte Teil führt die Entwicklungen und Transformationen vor Augen, die die Ordensgemeinschaften im Rahmen des seit 1320 wiederhergestellten, im ausgehenden 14. Jahrhundert um das Großfürstentum Litauen erweiterten polnischen Königreiches bis zum Vorabend der Reformation erfuhren; dabei wird deutlich, dass das Gesamtbild eher von Stagnation und Reformunwillen geprägt war.
Nach dem chronologischen Durchgang der ersten drei Teile bietet der vierte Teil einen diachronen, systematischen Überblick über die religiösen, pädagogischen und intellektuellen Funktionen, die die Ordensgemeinschaften innerhalb der polnischen Gesellschaft erfüllten, woraus sich nicht zuletzt die große Bedeutung erschließt, die sie für die polnische Kultur insgesamt besaßen.
JERZY KŁOCZOWSKI (1924–2017), Professor für Polnische Kulturgeschichte an der Katholischen Universität Lublin und langjähriger Direktor des Instituts für Historische Geographie der Kirche in Polen und Direktor des Ostmitteleuropa-Instituts in Lublin, war einer der besten Kenner der polnischen Kirchengeschichte. Er hat sich über sechs Jahrzehnte insbesondere mit der Geschichte der Klöster und Orden in Polen und Europa befasst und im vorliegenden Werk die eigene wie die polnische Forschung zum Thema resümiert.